Reisebericht USA
01. - 31.03.2017 Brunswick - Savannah - Charleston - Great Smoky Mountains National Park -
Blue Ridge Parkway - New Bern - Virginia Beach - New York
Auf den Spuren vom Hurricane Matthew
Kurz vor Savannah besuchen wir den Skidaway Island State Park. Für die Stadtbesichtigung von Savannah am nächsten Tag ist es nur noch einen Katzensprung. Der Campingplatz ist gut belegt und unsere Reservation ist im State Park Computer hinterlegt. Wir unternehmen eine Wanderung auf dem Big Ferry Trail, der auch am
Observation Tower vorbei führt. Nördlich vom Trail liegt ein grosses Sumpfgebiet. In dieser Region hat der Hurricane Matthew vom letzten Jahr beachtliche Schäden angerichtet.
Viele grosse, kräftige Bäume wurden entwurzelt und liegen kreuz und quer in der Waldlandschaft. Als wir zum Aussichtsturm kamen, lag der etwa 60 m lange, schwere Steg weit draussen in der Sumpflandschaft. Der Hurricane hat ihn einfach weggefegt und der Zugang zu Aussichtsturm ist bis auf weiteres gesperrt. Das der Aussichtsturm überhaupt noch stand, grenzt an ein Wunder. Seinen Zustand konnten wir von weitem nicht beurteilen. Doch mit welcher Kraft ein solcher Wirbel- sturm Schäden anrichtet, können wir hier sehen. Eindrücklich!
Begegnung mit Jahrgang 1949
Vor unserer Abfahrt aus dem Skidaway Island State Park kamen wir mit John ins Gespräch. Ein Selfmademan durch und durch aus Oregon. Sein Reisemobil ist ein Blickfang. Wir sind neugierig und John, in unserem Alter, gibt gerne Auskunft. Sein Fahrzeug, ein Ford, hat Jahrgang 1949. 68 Jahre alt und immer noch Unbe- schwert unterwegs. Die Kabine hat John über mehrere Jahre selber gebaut. 1979 war sie reisefertig. Fahrzeug und Kabine sehen fast wie neu aus. Eine hervorragende Qualität mit interes- santen Details, erklärt uns John. Im Innern habe er über 50 Fächer und Schubladen eingebaut, um alles Notwendige ordnungsgemäss versorgen zu können. Die Fenster, 4 und 8-eckig mit einem Holz- rahmen und Bleiverglasung, das farbige Glas passend zum Outfit. Die Eingangstüre im Heck ist ein besonderes Juwel. Zwei Rund- bogenfenster, das Glas mit Fassettenschliff, geben einen Blick frei ins Innere. Der Vorplatz hat ein schmuckes Eisengeländer, so dass niemand von der Plattform stürzt. Eine Spezialaufhängung trägt sein Motorrad, das gut eingepackt ist. Die Windschutz- scheiben-Rahmen musste er neu anfertigen, da die alten ver- rostet waren. 70 Stunden habe er an den beiden Rahmen ge- arbeitet, diese rosten jetzt nicht mehr, lachte er. Die Kabinen- Wände aussen aus Holz sind gut konstruiert und entsprechend behandelt. Tja, für John zählen die Perfektion und die gute Qualität. Etwa 10'000 Meilen sei er pro Jahr mit seinen Reisemobil unterwegs, meinte er zum Abschied. Ein letzter Blick in die Fahrerkabine und wir fühlen uns um Jahrzehnte zurück- versetzt, was die Armaturen-Technik betrifft. Safe travel!
Savannah - die Stadt am Ufer des gleichnamigen Rivers
Sie liegt etwa 30 Kilometer von der Küste entfernt inmitten von grossen Sümpfen und Moos behangenen Eichen. Das historische Viertel bildete früher das Herzstück der Stadt. Wir bummeln mit dem Stadtplan kreuz und quer durch die Altstadt, die in fünf, resp. in 4 Squares aufgeteilt ist. Dank der Historic Savannah Foundation wurde die Altstadt nicht umgebaut und modernisiert. Sieben engagierte Frauen hatten sich 1955, nach Abbruch des alten Markts, vorgenommen, die Abbruch-Baumaschinen aus dem Zentrum zu verbannen. So konnten im Laufe der Jahre über 1'000 Objekte ge- rettet werden. In den Parks und breiten Alleen stehen viele knor- rige, moosbehangene Eichen. Zwischen den alten Lagerhallen gehen wir eine steile, sehr alte Kopfstein-Pflasterstrasse zur River- front hinunter.
Am Kai steht ein Mississippi-Raddampfer in der Sonne. Auf dem Savannah River herrscht reger Schiffsverkehr. Der Blick auf das neue Wahrzeichen der Stadt, die 600 Meter lange Hängebrücke, „Great Savannah Bridge“, ist eindrücklich. Der Verkehr rollt in 125 Meter Höhe über den Fluss. Die Baumwolle brachte einst den Wohlstand, sie wurde von Savannah aus in alle Welt exportiert. Im 19. Jahrhundert erlangte Savannah als grösster Baumwollhafen der USA internationale Berühmtheit. Die auf Sklaverei basierende Plantagenwirtschaft - in Charleston existierte bis zum Bürgerkrieg ein sehr grosser Sklaven- markt - hat in Savannah und Umgebung auch ihre Spuren hinterlassen. Die High Society hielt die Zügel in der Hand und Architekten aus der ganzen Welt wurden beauftragt, Villen für die reichen Savannahs zu bauen. Eine bezaubernde und geschichtsträchtige Stadt, unter der sich auch ein dunkles Kapitel der Geschichte verbirgt.
Eine herzliche Begegnung mit Donna und Cliff
Nach der Stadtbesichtigung fahren wir ein paar Meilen nördlich, um auf dem Camping von Yemassee zu übernachten. Kaum haben wir unser Fahrzeug auf dem Stellplatz abgestellt, begrüssen uns die Stellplatz-Nachbarn Donna und Cliff aus Manitou Beach. Ihr Reisemobil samt Anhänger stehen nur ein paar Meter von uns entfernt. Kaum haben wir ein paar Worte ausgetauscht, laden sie uns ganz spontan zum Apéro ein. Donna und Cliff, beide über siebzig, erzählen von ihrer Enkelin, die jetzt für drei Monate in Zug bei einer internationalen Firma arbeitet. Ihr Sohn arbeitete früher in Österreich. Zwei Stunden sitzen wir in ihrem schönen Reisemobil und erfahren allerlei Interessantes. Cliff hatte früher ein Baugeschäft, ist ein guter Handwerker, der die Perfektion liebt. In solchen Gesprächen erfahren wir „News“, nicht aus der Zeitung oder TV. Infos von Reisenden, die wie wir unterwegs sind, ihr Land aber sehr gut kennen, sind für uns immer eine Bereicherung. Gastfreundlich, unkompliziert und ganz spon- tan erleben wir diese Begegnung. Herzlichen Dank!
Am nächsten Morgen ist sein Anhänger geöffnet und wir dürfen ein paar Fotos machen. Ein 44-jähriges MG-Cabriolet, ein Harley-Motorrad, zwei Kanus und zwei Fahrräder haben ihren festen Platz im Anhänger. Die grosse Werk- zeugkiste hat Cliff bereits draussen abgestellt. Es gibt immer etwas zu tun, sagte er, und lachte. Cabriolet und Motorrad sind sauber gepflegt und glänzen. Zurzeit sind sie unterwegs nach Key West.
Charleston – Eintauchen in die Geschichte der USA
Der Besuch vom grossen Flugzeugträger, der USS Yorktown, gab uns einen sehr interessanten und umfas- senden Blick in die Geschichte des zweiten Weltkriegs. Der Flugzeugträger stand im Einsatz von 1942-45. Neben den zahlreichen Bereitschaftsräumen für die Besatzung, den Motorenraum bis hinauf in die Kommandozentrale, zeigen auch viele Fotos, Filme und Gegenstände, wie das Leben auf der USS Yorktown sich abspielte. Zahlreiche Filmdoku- mente über das Starten und Landen auf dem Flugzeug- träger und dem Kampfgeschehen im Kriegsgebiet stimmten uns auch sehr nachdenklich. Die USS Yorktown hatte eine Mannschaft von 380 Offiziere, 3088 Soldaten und eine Fluggruppe von 90 Flugzeugen. Ihr Einsatz war hauptsächlich in Vietnam. Mehrere Schulklassen besuchten den Flugzeugträger. Sie erhielten von den Veteranen vor Ort Geschichtslektionen zum Anfassen. Der Rundgang auf dem Destroyer USS Laffey (DD-724) und dem Unterseeboot USS Clamagore (SS-343) führte uns durch eine weitere Geschichtsstunde. Der Zerstörer Laffey war im Jahr 1945 in Okinawa im Einsatz. Die Filme und Fotos vom massiven Luftangriff der 22 japanischen Bombern und Kamikaze sind Dokumente, die kein Geschichtsbuch er- setzen kann.
Hampton Plantation - State Historic Site
16 Meilen vor Georgetown besuchen wir die Hampton Plantation. Die prächtige Villa, „The Mansion“, wurde zwischen 1730 und 1750 erbaut. Auf riesigen Feldern wurde Reis angebaut und diese mit einem klugen Bewässerungs- system versorgt. Von den Holzhütten, in denen die Sklaven einst lebten, ist nichts mehr zu sehen. Zeichnungen und Texte vor Ort veranschaulichen ihre Unterkünfte und Tätig- keiten auf den Reisfeldern. Insgesamt hatte die Hampton Island 350 acres Reisfelder, zwischen dem South Santee River und Wambaw Creek.
Brookgreen Gardens – Kunst und Natur im Einklang
Wir verbringen zweimal einen halben Tag in der Parkanlage. (Tickets sind für 7 Tage gültig) Uns hat der Park sehr gut gefallen, obwohl jetzt anfangs März erst wenige Blumen und Büsche blühen. Dass an einem Ort die Kunst, die Flora und die Fauna so interessant und vielseitig zu besichtigen ist, ist einmalig. Die Brookgreen Gardens sind aber auch ein geschichtliches Denkmal dieser Gegend. Archer und Anna Huntington haben die Brook- green Gardens im Jahr 1931 gegründet. Ihre Vision für die- sen Garten war, einen Ort zu schaffen, in der sich Kunst und Natur in ästhetischer Harmonie verbinden. Inzwischen ist eine sehr grosse und schöne
Park- anlage entstanden, wo über 1230 grosse und kleine Skulpturen ausgestellt sind. Mehr als 335 amerikanische Künstler haben hier ihre Werke ausgestellt. Unter ihnen befinden sich die Besten der letzten 130 Jahre.
Die ältesten Skulpturen datieren zurück bis ins Jahr 1855. Ob in Bronze, Aluminium, Holz, Marmor und vielen anderen Gesteinsarten, die Skulpturen sind sehr sehenswert. Im Brown Sculpture Court, ein langes Haus, sind viele kleinere, kostbare Skulpturen unter Dach ausgestellt, so dass sie nicht jedem Wetter ausgesetzt sind. Die Botanischen Gärten, in denen sich viele Skulpturen präsentieren, enthalten mehr als 2000 verschiedene Pflanzen, die im Südosten der USA einheimisch sind. Die meisten Pflanzen sind mit lateinischen und dem Umgangsnamen beschriftet. Am zweiten Tag mach- ten wir einen Rundgang durch den grossen Tierpark. Hier beobachten wir die einheimische Tier- und Vogelwelt aus der Gegend in ihrer natürlichen Um- gebung.
Von einer Aussichtsplattform aus hatten wir einen schönen Blick auf die ehemaligen grossen Reisfelder. In diesem Sumpfgebiet leben zahlreiche Wasservögel. Der Blue Heron, die Wood Ducks und Wasser- schildkröten konnten wir fotografieren.
Huntington Beach State Park
Dieser State Park liegt direkt am Atlantischen Ozean hinter den Dünen. Am Abend fahren wir über die Brücke vom Mullet Pond. Die Ebbe macht sich breit und verschiedene Wasservögel sind auf Nahrungssuche im sumpfigen Pond. Wir entdecken einen Blue Heron in der Nähe der Brücke in der Abendsonne. Sein Schnabel schnellt gezielt blitzschnell ins Wasser um Fische zu fangen. Lautlos schreitet er im zeitlupen- tempo durch das seichte Wasser. Bleibt er für kurz stehen, zeichnet sich sein Spiegelbild im Wasser ab. Am Morgen besuchen wir den langen weissen Strand. Meilenweit traum- hafte Beach. Die Frühaufsteher geniessen den leeren breiten Strand für ihre Fitnessrunden. Wir fahren zurück zur Brücke vom Mullet Pond und haben Glück. Die Wasservögel suchen ihr Frühstück im seichten Wasser. Es gelingt uns ein paar schöne Fotos in der Morgensonne zu knipsen.
Über die Kleinstadt Myrtle Beach fahren wir ostwärts, später in nordöstlicher Richtung zu den Appalachen Gebirgsketten. Als wir uns der Grenze zwischen South und North Carolina nähern, sehen wir seit langem wieder einmal eine hügelige Landschaft und im Hintergrund die Bergketten der Appalachen.
Cherokee Township - Museum of the Cherokee Indian
Ein paar Meilen vor der Einfahrt in den Great Smoky Mountains National Park besuchen wir in der Kleinstadt Cherokee das interessante Museum. So sehen und lesen wir, wie die Cherokee in den Bergen von North Carolina einst lebten. Zahlreiche Ausgrabungsstücke sind in Vitrinen ausgestellt. Werkzeuge, Schmuck, Töpfereien, Masken und andere alltägliche Gebrauchsgegenstände die mehrere tausend Jahre alt sind, geben uns einen tollen Einblick in ihre Geschichte.
Die jüngere Geschichte der Cherokee ist mit Bildern, Zeichnungen und Dokumenten dargestellt. Die europäischen Siedler waren erstaunt, gebildete Ureinwohner vorzufinden. Die Cherokee waren das einzige indianische Volk mit einer Schriftsprache. Ein düsteres Kapitel der Geschichte ist der „Trail of Tears“ (Pfad der Tränen). In den 1830er Jahren wurden sie von der US-Regierung aus ihrer Heimat vertrieben und mussten nach Oklahoma ziehen. Auf diesem Gewaltmarsch kamen viele Cherokee ums Leben. Andere konnten sich der Umsiedlung entziehen und versteckten sich in den Bergen. Ihre Nachkommen, etwa 12‘000 Menschen, leben heute im 227 km2 grossen als Qualla Boundary benannten Reservat. Dieses grenzt an den Great Smoky Mountains National Park.
Great Smoky Mountains National Park
Zum Glück sind wir nicht in der Hochsaison in diesem National Park. In der „The Official Newspaper of Great Smoky Mountains National Park“ lesen wir, dass in den ersten neun Monaten im Jahr 2016 so viele Besuchern kamen, dass insgesamt mit über 11 Millionen Touristen fürs ganze Jahr gerechnet wird. So informieren die Verantwortlichen vor Ort in der Zeitung auf zwei Seiten, nicht nur über „good news“, sondern auch über „bad news“. Jetzt ist nur ein sehr kleiner Teil vom grossen Campingplatz im National Park offen.
Die Cherokee nannten dieses Gebiet „Shaconage“. Das „Gebirge des grossen Rauchs“ ist so benannt, wegen des lilafarbenen Nebels, der über den alten Gipfeln liegt. Jetzt gerade liegt ein leichter Regen über dem National Park, doch für die nächsten Tage ist nach Prognose blauer Himmel und Sonnenschein angesagt. Der rund 2100 km2 grosse Nationalpark schützt Flora und Fauna der Appalachen vor kom- merzieller Ausbeutung. Ein Teil des berühmten Appalachian Trail führt durch den National Park. Wir sehen einige Wandergruppen, die mit grossen Rucksäcken ein Teilstück des 3400 km langen Wanderwegs in Angriff nehmen. Wir bevorzugen den Park mit dem Camper zu entdecken, da die Distanzen doch ganz beachtlich sind. Von Smokemont fahren wir auf der Newfound Gap Road durch die Sugarland Mountain nach Elkmont. Unterwegs sehen wir grosse Waldbrandgebiete. Im November 2016 gab es bei den „Chimney Tops“ den grössten Waldbrand in der Geschichte des National Parks. Über 11‘000 acres vernichtete der Brand. Kreuz und quer liegen verkohlte Baumstämme in der hügeligen Landschaft.
Die sehr kurvenreiche Laurel Creek Road bringt uns nach Osten zur Cades Cove. Dort ist der zweite Campground im Park zu dieser Jahreszeit offen. Frei übernachten im National Park ist nicht erlaubt. Die 11 Meilen lange Rundfahrt in Cades Cove führt uns durch ein kleines Freilichtmuseum. Scheunen, Bauern- häusern, Mühlen, Schulen und Kirchen erinnern an die ersten Siedler dieser abgelegenen Berggegend.
Entlang dieser schmalen Strasse haben früher rund 100 Familien gelebt und ein sehr karges Auskommen gehabt. Auf den flachen Wiesen äsen Weisswedelhirsche. An manchen Orten sind Tafeln montiert mit der Aufschrift: „This is bear country“. Auf dem über 1000 km langen Wanderwegnetz im Park schnuppern wir nur ein paar Stunden. Von den rund 130 Baumarten und den über 1400 Blütenpflanzenarten stehen jetzt im März fast alle noch ohne Blätter in der Landschaft.
The Blue Ridge Parkway
Die Panoramastrasse über 469 Meilen (755 km) verbindet den Great Smoky Mountains- mit dem Shenandoah National Park. Der Baubeginn zu dieser aussergewöhnlichen Aussichtsstrasse begann im Jahre 1935. In 45 einzelnen Bauabschnitten zog sich der Strassenbau über Jahrzehnte dahin. Der letzte Bauabschnitt wurde erst 1968 begonnen und 1987 vollendet. Die Strasse führt in einsamer, bewaldeter Hügellandschaft durch das Appalachen-Gebirge. Über weite Strecken schlängelt sie sich auf dem Grat der Hügelketten, so dass wir jetzt, wo die Bäume noch keine Blätter haben, beidseitig in die Täler blicken können.
Auf der ganzen Strecke gibt es über 200 Over Looks, die alle einen Namen tragen. Die Aussichtspunkte sind zum Teil sehr grosszügig ausgebaut, was für einen grossen Besucheran- drang in der Saison spricht. Die Faltkarte vom Blue Ridge Parkway, sie ist über einen Meter lang, informiert den Besucher über Interessantes auf der Strecke. Die zahlreichen Campingplätze sind erst ab Mitte April geöffnet, abgesehen von einigen Ausnahmen bei den Visitor Centers. Vom Great Smoky Mountains National Park können wir fast die Hälfte auf der Panoramastrasse nach Norden fahren. Der Schneesturm Stella, der fast halb New York lahm legte, machte sich in den Gebirgszügen der Appalachen mit der Tafel „Road closed“ bemerkbar. Auf Reisen muss man flexibel sein. So stellen wir kurzerhand unsere Reiseroute um. Wir nehmen Kurs nach Osten und fahren zum Atlantik.
New Bern
Das kleine Juwel New Bern in North Carolina empfängt uns mit leichtem Regen. Die vielen Berner Fahnen entlang der Strassen und Gassen lassen Heimatgefühle aufkommen. Die Stadt wurde durch Auswanderer aus der Schweiz und Deutschland gegründet. Die Geschlechter von Graffenried und Michel aus Bern haben hier den Grundstein gelegt. Das Wappen von New Bern entspricht dem der Stadt Bern. Hier in New Bern sind die Fahnen fast überall präsent. Auch am Rathaus flattert die Berner Fahne im Wind. Im Zentrum entdecken wir noch einige historische Bauten. Der grosse Yacht- hafen wirkt für uns als Berner etwas fremd, haben wir doch in der Heimat der Aare entlang, nur kleine Boote. Der Regen verkürzt unseren Zwischenstopp. Die Berner Lauben haben sie nicht nach New Bern exportiert, sonst wären wir noch länger in der Stadt geblieben.
Chesapeake Bay Bridge-Tunnel
Von New Bern fahren wir an den Atlantik und nehmen die äusserste Küstenstrasse (70/12) nach Norden. Entlang der Outer Banks und dem Pamlico Sound führt die Strasse über unzählige grosse und kleine Brücken. Bei Virginia Beach erreichen wir die breite Chesapeake Bay. Von 1930 bis 1954 gab es hier einen Fährverkehr um den 30 km breiten Meeresarm zu passieren. Mit wachsendem Verkehrsaufkommen waren die Fähren aber bald überlastet und nicht mehr attraktiv. 1954 wurde der Bau einer Brücke mit Tunnel beschlossen. Die Eröffnung der ersten Bau- etappe fand im Jahr 1964 statt.
Mit 37 km Länge gehört die Chesapeake Bay Bridge-Tunnel zu den grössten, längsten Bauwerken in dieser Zeit. Er verbindet den Bereich Hampton Roads in Virginia, mit der Delmarva-Halbinsel. Im Jahre 1995 wurden auf Grund der grossen Auslastung die Fahrbahnen von zwei auf vier Spuren ausgebaut. Parallel zur ersten Bridge-Tunnel Strasse wurde eine zweite erstellt, die im Jahr 1999 fertiggestellt wurde. Ohne diese Brücke müssten wir einen erheblichen Umweg ins Landesinnere machen, der mehrere hundert Kilometer lang wäre.
Der Übergang von Brücke-Tunnel wurde durch aufgeschüttete, künstliche Inseln bewerkstelligt. Als wir von der Brücke in die Tunneleinfahrt unterwegs sind, überquert ein grosses Frachtschiff die Tunnel-Passage. Die zwei Tunnels haben je eine Länge von 1,7 km und sind auch Doppelspurig ausgebaut. 1965 wurde das Bauwerk zum „Architektonischen Weltwunder der Moderne“ ernannt. Wir geniessen die lange Brückenfahrt, da nur wenig Verkehr unterwegs ist.
New York – Manhattan in Sichtweite
Die Wetterprognosen für die nächste Woche versprechen traum- haftes Wetter für New York. Eine Woche blauer Himmel und Son- nenschein, aber kalt und windig, wird prognostiziert. Wir lassen Washington links liegen und fahren der Küste entlang nach New York. Unser Navi dirigiert uns durch das Vorstadt-Labyrinth von New York und bringt uns Metergenau auf den Campingplatz beim Liberty State Park. In Sichtweite der Freiheitsstatue, das Wahrzeichen von New York seit 1886, stellen wir unseren Camper auf dem schnee- bedeckten grossen Campingplatz ab. Zu dieser Jahreszeit mussten wir den Platz nicht Monate im Voraus reservieren. Bei unserer Ankunft hatte es gerade mal vier Reisemobile.
Wir nehmen es vorweg: Wir hatten eine Traumwoche in New York was das Wetter betrifft. Langes Anstehen bei den bekannten Sehenswürdigkeiten gab es nicht. Eine Woche mit der Metro und zu Fuss die pulsierende Grossstadt entdecken, brachte auch unsere Füsse manchmal ans Limit. Gegen die kalten Temperaturen haben wir uns entsprech- end gekleidet und wenn die Sonnenstrahlen bis in die Wolkenkratzer-Schluchten hinabreichten, wurde es manch- mal angenehm warm. Wie wir New York entdeckten, was wir alles besucht und unternommen haben, darüber berichten wir erst im Monat April. Es würde der Umfang der März-Homepage sprengen. Die Bildergalerie von diesem Monat zeigt am Schluss ein paar Highlights von unserer Manhattan-Entdeckungsreise.